Der Nacken im Fokus – oft unterschätzt, bis er Probleme macht
Heute möchte ich mit dir eine Neuro-Intervention für den Nacken teilen. Die Position unseres
Kopfes, und damit auch unserer Nackenmuskulatur, hat einen immensen Einfluss auf unsere
körperliche und mentale Verfassung.
Mit meinem Hintergrund als Arzt und Neurowissenschaftler hat der Nacken eine zentrale
Bedeutung - auch in meiner tagtäglichen Arbeit. Er ist nicht nur die Verbindung zwischen Kopf und
Körper, sondern bildet auch das Fundament für unser visuelles System und für unser vestibuläres
System - also unser Gleichgewichtsorgan.
Unsere Lebensgewohnheiten haben einen enormen Einfluss auf unseren Körper. Und so leidet unser
Nacken in Zeiten von Handy und Schreibtischarbeit besonders. Auch in Cafés fällt mir immer öfter
auf, dass viele Menschen nur noch auf das Handy schauen.
Die größte Stärke von uns Menschen ist unsere Anpassungsfähigkeit. Das bedeutet aber auch: Was
mit einer temporären Haltung beginnt, kann leider zu einer dauerhaften Fehlstellung werden. So
sehen wir zunehmend mehr Menschen – auch schon Kinder –, bei denen der Kopf „zu weit vorne“
steht.
Doch was passiert eigentlich, wenn der Kopf zu weit vorne steht?
- Beeinträchtigung des Vagus Nervs: Durch die Vorverlagerung des Kopfes wird mechanisch Zug
auf den Vagus Nerv ausgeübt. Das kann zu einer Dysregulation und allen beteiligten Symptomen
im Nervensystem beitragen.
- Erhöhte Anspannung in der Nackenmuskulatur: Durch die Position spannt unsere
Nackenmuskulatur dauerhaft mehr an und muss mehr Arbeit leisten. Das kann Kopfschmerzen
und Nackenverspannungen begünstigen.
- Dysregulation im Gleichgewichtsorgan: Unser Nervensystem ist auf gute Informationen aus
unserem Gleichgewichtsorgan und unserer Nackenmuskulatur angewiesen. Kommt es zu
„Fehlinformationen“, bspw. durch die Vorverlagerung des Kopfes, kann das zu
Gleichgewichtsproblemen und Schwindel beitragen.
- Atmung: Die Kopfposition hat Auswirkungen auf den Rest unseres Körpers. So verändert sich
die Position unseres Brustkorbes, was die natürliche Zwerchfellatmung erschwert. Das kann sich
negativ auf unseren Energiehaushalt & Konzentration auswirken.
Wir sehen die physischen und psychischen Probleme, die es mit sich bringt. Allen voran: Erhöhte
Reizbarkeit, höheres Stressempfinden bishin zu Schmerzen.
Doch was kann man nun tun?
1. Teste zunächst einmal deine Beweglichkeit im Nacken. Dreh deinen Kopf ein paar mal von links
nach rechts um ein Gefühl zu bekommen, wie fest er sich anfühlt. Das ist deine
Ausgangsbeweglichkeit.
2. Schließe nun deine Augen und lege deine Hände darüber. Übe keinerlei Druck auf deine Augen
aus. Wahrscheinlich siehst du Lichtblitze oder -flecken. Warte in der Position bis diese weniger
werden, oder, idealerweise, komplett weg sind. Das kann manchmal bis zu 5 Minuten dauern.
3. Öffne deine Augen und teste erneut die Beweglichkeit in deinem Nackenbereich. Wenn du eine
Verbesserung bemerkst, solltest du die Übung öfter am Tag wiederholen und in deinen Alltag
einbauen
Mehr Informationen zu dem Thema Nackenverspannungen, Schwindel und Angst haben wir
in unserer aktuellen Podcastfolge für dich zusammengefasst. Hör gerne mal rein:
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Ich möchte noch sagen: Auch schon vor dem Handy gab es diese Vorwärtsbewegung des Kopfes.
Bei manchen älteren Menschen kann man das bis hin zur Bildung eines Buckels beobachten.
Ob das eine natürliche Tendenz ist, ist meiner Meinung nach kritisch zu bewerten – und wir sollten
diese Entwicklung keinesfalls einfach als gegeben hinnehmen, besonders weil die Folgen
gravierend sein können. Deswegen: Lass uns gemeinsam am Nervensystem arbeiten.